Erzähltheorie: Eine Einführung
Beim vorliegenden Buch handelt es sich um eine Einführung in die Erzähltheorie. Es soll Antworten auf Fragen wie die folgenden geben: Was ist eine Erzählung? Aus welchen Grundbausteinen setzen sich Erzähltexte zusammen und wie sind deren Bauformen und Präsentationsweisen zu beschreiben? Haben Erzählungen immer einen Erzähler? Was ist eine Figur? Wie lassen Schilderungen den Eindruck der Unmittelbarkeit entstehen? Und wovon hängt die Zuverlässigkeit einer erzählerischen Darstellung ab?
Die Überlegungen in den folgenden Kapiteln sollen sowohl der einführenden Orientierung als auch der weiterführenden Positionierung im Feld der Erzähltheorie dienen. Dabei werden also zwei Zielsetzungen zugleich verfolgt, die in vielen Publikationen zu diesem Feld als Alternativen verstanden werden, nämlich einerseits die, einen Überblick über bisherige Auseinandersetzungen der Erzähltheorie zu geben, und andererseits die, eigene Vorschläge zur Bestimmung ihrer Grundkonzepte und zur Klärung einiger ihrer Kernprobleme zu entwickeln.
Mit dieser doppelten Zielsetzung liefert das vorliegende Buch eine zusammenhängende Darstellung der Erzähltheorie. Seine verschiedenen Kapitel schließen an die jeweils vorangegangenen Abschnitte an und führen deren Überlegungen zumindest in einzelnen Punkten weiter – es lässt sich also sinnvoll von vorn nach hinten lesen. Zugleich sind die Kapitel des Buches und deren kleinere Abschnitte in sich geschlossen und ohne große Mühe für sich verständlich, sogar die gelegentlichen vertiefenden Hinweise, die in Kästchen vom Haupttext abgesetzt sind, – es lässt sich also auch als Aufsatzsammlung, Handbuch oder Nachschlagewerk nutzen.
Mit Blick auf beide Verwendungsweisen dieser Einführung scheint es sinnvoll, einen kurzen Überblick über das zu geben, was man als Leserin oder Leser in den Hauptteilen der Darstellung finden oder sich durch gezieltes Überblättern ersparen kann:
Das erste Kapitel nimmt die Erzähltheorie selbst in den Blick, es widmet sich ihrer Geschichte, Struktur und Funktion und fragt nach Beziehungen zu anderen geisteswissenschaftlichen Theorien.
Das zweite Kapitel untersucht das, was hier als Gegenstand der Erzähltheorie verstanden wird – die Erzählung. Ausgehend von Hinweisen zu Ereignissen und ihrer Darstellung wird zunächst das Konzept der Erzählung bestimmt, um auf der Grundlage der vorgeschlagenen Definitionen dann die Begriffe der fiktionalen und der literarischen Erzählung zu charakterisieren.
Das dritte Kapitel geht dem Erzählten und damit dem Gehalt von Erzählungen nach. Im Zentrum der Betrachtungen stehen einige wichtige Aspekte von erzählten Welten, insbesondere deren Bewohner, die Figuren, die wesentlichen Ereignisfolgen sowie die Unterscheidung verschiedener Ebenen ihrer Präsentation.
Das vierte Kapitel schließlich ist den grundlegenden Dimensionen der erzählerischen Präsentation von Ereignissen und Ereignisfolgen gewidmet. Das Hauptaugenmerk liegt hier auf der Zeitgestaltung in narrativen Texten, den Begriffen und Verfahren der Distanz- und Perspektivmodellierung sowie dem Phänomen der erzählerischen Unzuverlässigkeit.
Abgeschlossen wird der Band durch ein Literaturverzeichnis, das die in den Fußnoten verwendeten Nachweis-Kürzel aus Autorennamen und Jahr der Ersterscheinung aufschlüsselt, ein Namenregister und ein Sachregister, das auf die im Text zu findenden Erläuterungen von Grundbegriffen der Erzähltheorie verweist. Vorangestellt ist dem Anhang eine Liste mit biographischen Angaben zu Wegbereiterinnen und Wegbereitern der Erzähltheorie.